Berichte der Zuchttauglichkeitsprüfungen

Ein Bericht des Tages aus unserer Sicht

Da war er nun, der große Tag an dem Basha bei der Körung beweisen sollte, was in ihr steckt. Frauchen war aufgeregt für zehn und Basha war freudig interessiert. Sie stürzte sich mit der ihr eigenen Begeisterung ins „Vergnügen“ und hat für viel Freude bei den Helfern der Prüfung gesorgt.

Was passiert bei einer Körung?

Zunächst einmal wird das Exterieur, also das äußere Erscheinungsbild durch einen Zuchtrichter bewertet. Dazu sieht sich der Richter, in unserem Fall die Richterin und Körmeisterin Margit Bothur den Hund ganz genau an. Der Kopf, Augen, Zähne, Lefzen, der Rücken, die Läufe und deren Winkelungen, Hals, Kruppe, Pfoten und Fell werden kritisch unter die Lupe genommen und Abweichungen vom Standard, genauestens notiert. Nur wenn ein Hund dem Rassestandard entspricht, kann er diesen ersten Teil der Körung bestehen.

Obwohl unsere Maus sehr dunkel ist, wurde uns erneut bestätigt, dass alle Marken korrekt angelegt sind. Es wäre kein Drama, wenn sie nicht komplett wären aber so ist es natürlich schöner.

Im zweiten Teil wird das Wesen des Hundes streng begutachtet.

Beginnend mit einer kleinen Gehorsamsübung, dem Lauf über eine Plane und dem Sprung über eine Hürde wird der Hund vielen unterschiedlichen Reizen ausgesetzt. Es geht vorbei an Fußballspielern und Menschen, die mit einem Straßenbesen fleißig fegen, Menschen an Gehilfen begegen dem Hund, es springt jemand auf und ein anderer stolpert, ein Jogger flitzt vorbei und mittendrin steht eine große Menge Leute und bewegt sich murmelnd durcheinander. Nach den Einzelbegegnungen tauchen Hund und Halter genau in diese Menge ein. Es ist wie auf einem belebten Marktplatz. Menschen begrüßen sich, jemand spricht den Halter an, ein anderer fasst den Hund an und spricht auf ihn ein…. das pralle Leben also.

Basha liebte es, sie fand es total spannend, den vielen Menschen zu begegnen, war freundlich und als es in die Menge ging, hat sie Handküsse verteilt und für große Erheiterung gesorgt, weil sie sich so über all die netten Leute gefreut hat.

Gleich danach geht es temperamentvoll weiter. Die Helfer bilden eine sich bewegende Gasse, durch die der Hund und sein Hundeführer laufen müssen. Zunächst geht es nur durch eine breite Gasse, die dem dem Team entgegen kommen dann fangen die Helfer an Tücher und Gegenstände zu schwenken, das nennt man dan optische Einflüsse und bei der nächsten Stufe kommt noch ordentlich Krach dazu, Raseln, Ratschen, Klingeln und Quietscheteile machen richtig Lärm währen Hund und Hundeführer die Gasse durchlaufen. Zum Schluss wird es noch mal ganz kuschelig, dann wird die Gasse so eng, dass sich Frauchen/Herrchen und Hund wirklich durch die Gasse quetschen müssen.

War ja klar, dass das ganz nach Bashas Mütze war. Nachdem sie noch schnell den Fußball aus der ersten Aufgabe rettete und mir brachte damit ich ihn der Körhelferin übergeben konnte, lief sie nicht hinterher, sondern fröhlich vorneweg, grüßte die Leute – was ja bei Spaziergängen leider nie erlaubt wird – und schaute schon interessiert hinter den einen oder anderen Rücken, wo doch schon Optik und Akustik versteckt waren. Als dann die Optik und Akustik hinzu kamen, hat sie einfach nur voller Glückseligkeit all die schönen Schätze angehimmelt und hätte ganz besonders gerne das große Windrad in Form einer bunten Blume geschenkt bekommen.

Als nächstes kommt die Aufgabe, die von Hund und Helfern eine Menge abverlangt. Der Hund wird vom Körhelfer in der einen Ecke des Platzes festgehalten, auf der diagonal auf der anderen Seite liegenden Ecke befindet sich ein kleiner Kreis, der aus 7 Personen gebildet wird, auf der Hälfte der Strecke wird ein Halbkreis von weiteren 7 Personen gebildet, die zu Beginn der Übung den Blick vom Hund abwenden. Herrchen und/oder Frauchen entfernen sich vom Hund, begeben sich schnurstracks in die Mitte des kleinen Kreises und rufen auf ein Zeichen des Körmeisters den Hund ab. Und nun wird es trickreich. In dem Moment, in dem der Hund sich dem Halbkreis nähert springen die Helfer mit einem Ruck herum und starren den Hund an. Das ist für die Helfer eine choreographische Herausforderung und für den Hund ist es sehr anspruchsvoll trotz des ruckartigen Umdrehens und des Anstarrens mitten durch die Menschen zu rennen um schnell zu seinem Menschen zurück zu kommen.

Basha war leider zu schnell, so schnell konnten die Helfer sich gar nicht umdrehen, da war sie schon wie ein Blitz durch die Reihe geschossen und drängelte sich zu uns in den engen kleinen Kreis, Fräulein 1000 Volt eben.

Hier schließt sich auch gleich die nächste Aufgabe an. Die Simulation einer Fahrstuhlsituation. Es ist eng, die Menge bewegt sich, Menschen kommen herein, andere gehen hinaus, der Hund wird oft bedrängt und auch hin und her geschoben.

Da hatte Basha schon wieder die Herzchen in den Augen. So viele nette Menschen und so kuschelig eng es hat ihr einfach nur Spaß gemacht. „Stieg“ dann und wann mal aus um zu gucken, wo die „Weggeher“ geblieben waren und kam wieder herein.

Als nächste Übung steht der Kreis mit dem lärmenden Spielzeug auf dem Plan. Die Gruppe der Helfer bildet einen sehr engen Kreis in dessen Mitte sich das Hund-Mensch-Team befindet. Draußen herum poltert der Körhelfer mit einem sehr, sehr lauten Gerät, in unserem Falle eine Kiste aus Kunststoff, die mit Steinen gefült war.

Hier hat Basha sich anders verhalten, als erwartet. Ich hätte vermutet, dass sie sofort aus dem Kreis schlüpft um die Quelle des Lärms zu identifizieren. Aber sie blieb im Kreis und drehte sich wie ein Uhrzeiger immer mit dem Lärm mit. Erst als der Krach aufgehört hatte, ging sie hin und überprüfte wer und was da so laut waren, kam dann zurück in den Kreis und war zufrieden. Dieses Verhalten ist absolut erwünscht und sehr korrekt, ich hätte eben nur erwartet, dass sie sofort gucken geht.

Im Anschluss wird der Hund gemessen. Basha ist laut der Körmeisterin 64 cm hoch und 71 cm lang.

Als letztes kommt der Teil auf den ich persönlich am gespanntesten war, der Kommunikationsteil:

Der Hund wird an einem Pfosten, oder Baum angebunden, so dass er auch die Möglichkeit hat sich zurück zu ziehen. Der/die Hundeführer stehen neben dem Hund, ihnen gegenüber steht die Gruppe der Helfer und unterhält sich leise, eine neutrale Person läuft am Hund vorbei. Hinter den Menschen tritt plötzlich der Körhelfer hervor und bedroht den Hund durch Haltung und starren Blick. Der Körmeister bricht die Übung ab, in dem Moment, wo der Hund eine klare Kommunikation zeigt, diese kann bedeuten, dass er beschwichtigt, dass er droht, bellt oder knurrt, er kann natürlich auch nach hinten zurückweichen und Angst zeigen.

Anschließend geht wieder die neutrale Person am Hund vorbei und es wird erwartet, dass der Hund sie nicht als Bedrohung empfindet und nicht auf sie reagiert.

Nun verlassen die Hundefüher den Hund, lassen einen persönlichen Gegenstand bei ihm und die Prozedur wird wiederholt.

Auch hier verhielt Basha sich anders als erwartet. Eigentlich hatte ich angenommen, dass sie stehend dem Bedroher engegensieht und ab einer gewissen Distanz zu bellen beginnt.

Aber Basha legte sich sofort nach dem Anbinden nieder – das ist darauf zurück zu führen, dass wir mit Basha trainiert haben, zu „parken“ sobald sie am Halsband sacht nach unten gezogen wird und erst wieder aufzustehen, wenn sie das Kommando dazu bekommt. So lag sie also da und schaute dem Körhelfer interessiert entgegen. Auf uns wirkte sie völlig entspannt aber sehr aufmerksam. Irgendwann kam der Blick zu uns, der zu fragen schien, was der Zirkus soll aber danach widmete sie sich wieder ihren Beobachtungen.

Ebenso verhielt sie sich, als wir sie in der Position alleine gelassen hatten. Sie lag und schaute, beschwichtigte nicht, schaute nicht weg, veränderte auch ihre Haltung nicht sondern lag locker.

Man könnte meinen, sie hat die Situation gar nicht verstanden. ABER das unverwandte Anblicken eines Gegenübers, Ohren nach vorne und Haltung unverändert ist eine milde Form des Drohens. Dieses Drohverhalten ist sicher und kann natürlich jederzeit gesteigert werden. Eine Notwendigkeit zur Steigerung sah Basha nicht! Sie hat eben eine sehr hohe Reizschwelle und eine große innere Sicherheit. Auch schon ihr Vater war so unbedrohbar und die Geschwister, die am darauf folgenden Wochenende zur Körung antraten, benahmen sich ganz ähnlich.

Anschließend dürfen noch schnell ein paar Lecker gesucht werden aber das stellt selten einen Hovawart vor Probleme, es sei denn die Nerven liegen blank.

Danach ist der zweite Teil der Körung abgeschlossen und es gilt nur noch den Schuss „heile“ zu überstehen.

Für den Schuss werden alle Hunde, die an diesem Tag Verhalten3, Verhalten 4 und Körung absolviert haben in einen vergrößerten Ring gebracht. Neben ihrem Menschen sitzend, sollen sie die zwei oder drei Schüsse in Folge ohne Angst und übermäßige Erregung über sich ergehen lassen. Sie sollten sitzen bleiben, aufstehen und kontrollieren wird tolleriert, Angst und Hektik sind ein Grund die Prüfung nicht zu bestehen.

Basha ist schussfest ABER… an diesem Tag lag die besondere Herausforderung darin, dass ich als Körmeisterin auf der gleichen Veranstaltung auch tätig war, ich konnte mich den ganzen Tag nicht um Basha kümmern und Patricia hat mit ihr den Großteil der Körung alleine druchlaufen. Auch beim Schuss musste sie akzeptieren, dass ich in der Mitte, mit dem Rücken zu ihr stand und nur „meine“ Verhalten 3 Kandidaten im Auge hatte.

Und es war klar, dass sie sich als Hund einer Körmeisterin keine Patzer erlauben durfte, das würde sonst nach Vetternwirtschaft aussehen, was es aber beileibe nicht ist.

Lange Rede kurzer Sinn. Sie saß wie eine eins, kein Gucken, kein Zucken.

Perfekt, nix zu meckern.

Wir sind sehr stolz auf unser Mäuschen ganz besonders weil sie die Körung auch unter den – wie wir finden erschwerten Bedingungen – so souverän gemeistert hat. Sie ist nun einmal ein Familienhund und möchte alle ihre Lieben zusammen halten. Das ging an dem Tag nicht und sie hat es gepackt.