Mücke (Estella vom Hendrikshof)

Am 19.08.2007 holten wir unsere Mücke, das zarte Mücklein, in Eisenach ab. Wir dachte, dass wir schon eine Menge über Hovawarte wüssten und fühlten uns für das Abenteuer Zweithund ganz gut gerüstet.

Dann kam Mücke!

Mücke war ganz anders als Krümel, das haben wir bereits am ersten Tag lernen müssen.

Zurückhaltend und jedem Ortswechsel gegenüber kritisch, wollte sie am liebsten einfach nur an einer Stelle sitzen und sich gar nicht bewegen. Sie wollte nicht aus dem Haus, wenn sie drinnen war und war sie erst einmal draußen, dann wollte sie nicht hinein. Jede Veränderung machte ihr Angst. Ließ man sie in Ruhe, dann blieb sie erstarrt sitzen und machte sich klein. Versuchte man aber, sie umzuplatzieren oder auf sie einzuwirken, dann veränderte sich dieses süße kleine Wesen zu einem „Gremlin“ Eben nocht ruhig und verängstigt, schrie, biss und wütete die kleine Maus und wehrte sich nach Kräften. Schnell stellten wir fest, das Hündchen kannte nichts. Geräusche von Kaffeemaschine, Geschirrspüler, Waschmaschine oder gar Staubsauger brachten sie fast um den Verstand. Autos, Straßenbaumaschinen Fahrräder, Fußgänger, Kinderwagen….

alles gefährliche und angsteinflößende Ungeheuer.

Wieso holt man sich einen so ängstlichen Hund?

Weil man es bei der Auswahl nicht besser weiß und den Hund natürlich nicht zurück gibt, wenn man dann feststellen muss, dass es so ist!

Nach Krümel dachten wir, dass wir das Wesen der Rasse kennengelernt haben, waren doch die meisten seiner „Kollegen“ genau solche souveränen „Kerle“ wie er.

Darum haben wir bei der Suche nach der richtigen Verpaarung für unseren zweiten Hund lediglich auf Größe, Fell und allgemeines Aussehen geachtet. Der Züchter war uns sympathisch und darum wählten wir den Wurf und später das Mücklein.

Das war gar kein so großer Fehler, wie man meinen sollte, denn Mücke hat uns ganz viele neue Wege geöffnet bzw. diese notwendig gemacht. Ohne Mücke wären wir heute wohl kaum auf dem Weg eine Hovawartzucht zu planen, ohne sie hätten wir uns nicht so viele Gedanken um gute Aufzucht und wesensfeste Verpaarungen gemacht.

Und es ist wunderschön zu sehen, dass Mücke schon seit vielen Jahren nach außen hin den Eindruck einer souveränen und sehr selbstbewussten Hündin vermittelt. Wir sind sehr stolz auf unser Mädel und auch ein bisschen auf uns, dass wir es geschafft haben, ihr Lebensfreude und Lebensqualität zu schenken.

20.06.2019

Unser liebes altes Mädchen feiert seinen 12.Geburtstag. Spaziergänge werden kürzer, Mahlzeiten kleiner aber sie ist immer noch gerne dabei und lässt sich von den beiden jungen Damen noch lange nicht „die Butter vom Brot nehmen“

23.07.2019 

Der letzte gemeinsame Spaziergang.

An diesem Tag ahnte ich, dass es nicht mehr lange gut gehen wird. Der Spaziergang begann verheißungsvoll. Die drei waren so harmonisch und sorgsam und fröhlich miteinander und Mücke hatte viel Freude daran, dass die beiden „Kleinen“ um sie herum spielten und verfiel sogar einmal in einen kurzen Galopp. Nachdem wir einen Weg passiert hatten, auf dem sie vor Wochen Angst hatte, die Mädels und mich verloren  zu haben, legte sich ein Schalter um und sie konnte nicht mehr laufen. Auf dem kleinen Weg hatte ich noch bemerkt, wie souverän und geschickt sie über Baumwurzeln und um kleine Biegungen lief und war total glücklich über ihre gute Verfassung. Nun stand sie auf dem Hauptweg, wenige Meter vom Auto entfernt und mochte gar nicht mehr. Ich hatte meine Mühe, sie zum Auto zurück zu bekommen und vor allem sie ins Auto zu heben, ohne ihr weh zu tun.

Ab diesem Moment weigerte sie sich, das Auto zu verlassen. Wir brachten ihr Wasser und Futter ins Auto, hofften, dass sie einfach nur erschöpft sei.

24.07.2019 

Auch die Nacht wollte sie im Auto verbringen und am nächsten Morgen war sie so matt, dass sie nicht aufstehen wollte. Futter verweigerte sie, Wasser nahm sie liegend ein wenig zu sich.

Wir sahen, dass es nicht mehr weiter gehen konnte. Die Tierärztin bestätigte uns später, dass Mücke auch ohne ihr Zutun nicht mehr lange gelebt hätte. Sie war am Ende ihres Lebens angekommen. Die letzte ganz schwere Zeit konnten wir ihr ersparen. Sie ist in meinem Arm in ihrem geliebten Auto eingeschlafen. Von der Spritze hat sie gar nichts gemerkt sondern ist einfach nur sanft hinübergeglitten. Wir sind sehr traurig, denn eine Hündin wir Mücke werden wir sicher nie wieder bekommen. Ohne sie hätten wir so vieles nicht gelernt. Sie hat den anderen Hunden gezeigt, dass man sich gewaltlos durchsetzen kann. Sie hat mir wieder beigebracht ohne Adrenalinstöße spazieren zu gehen, denn sie war 100%ig zuverlässig, es gab keine bösen Überraschungen bei ihr. Mücke hatte nie ernsthaften Streit, sie hatte eine natürliche Autorität, die von jedem Hund augenblicklich anerkannt wurde. Basha und auch Hanna haben ihr viel zu verdanken und haben von ihr gelernt, was Menschen ihnen nicht beibringen konnten.

Danke liebes Mücklein für die 12 schönen und bewegenden Jahre mit Dir.

Wir werden Dich nie vergessen.